Verborgene Schätze der Philatelie
Jan Siegenthaler
im Historischen Museum Basel. Les trésors cachés de
la philatélie au Musée historique de Bâle.
Im Historischen Museum Basel schlummert so mancher verborgene Schatz, der selbst
Experten der Philatelie entzückt. Au Musée historique de Bâle sommeillent de nombreux trésors cachés qui ravissent même les experts en philatélie.
Obwohl das Museum keinen Sammlungsschwerpunkt auf Briefmarken legt, zählen zwei aussergewöhnliche Objekte in seinem Besitz zu wahren Raritäten der Schweizer Philatelie: der berühmte Briefumschlag mit den beiden Basler Tauben und die umfassende Sammlung der Schweizer Rayon- II-Briefmarken. Diese philatelistischen Highlights, die unter den Inventarnummern 1906.2957 und 1988.37 geführt werden, sind heute konservatorisch im Depot untergebracht, wo sie – geschützt vor Licht und äusseren Einflüssen – ihre historischen Geschichten bewahren.
Drei Kostbarkeiten, aufbewahrt im Depot des Historischen Museums Basel.
Trois exemplaires, conservés dans le dépôt du Musée historique de Bâle.
Der Weg ins Museum:
Eine Reise durch die Zeit
Das Besondere an diesen Sammlerstücken ist nicht nur ihr historischer Wert, sondern auch ihre Geschichte und der Weg, der sie ins Historische Museum Basel führte. Der Briefumschlag mit den Basler Tauben war bereits vor der Gründung des Museums Teil der sogenannten «mittelalterlichen Sammlung» und wurde im Jahr 1906 inventarisiert. Er war weniger wegen seines späteren Sammlerwerts von Interesse, sondern aufgrund des Basler Architekten Melchior Berri (Schöpfer der Basler Taube). Damit wurde der Umschlag zu einem Kunst- und Zeitzeugnis der Stadt Basel. Die Rayon-II-Sammlung hingegen kam auf eine ganz andere Weise ins Museum: Ein passionierter Basler Philatelist und Experte schenkte sie 1988 dem Museum. Über Jahrzehnte hatte er diese umfangreiche Sammlung liebevoll und akribisch aufgebaut, bevor er sie dem historischen Museum Basel schenkte. Diese zwei Wege in die Sammlung sind bemerkenswerte Beispiele für die Vielfalt der Provenienzgeschichten, die sich in Museen entfalten, und zeigen zugleich die besondere Beziehung, die Basel und seine Kulturinstitutionen zu lokalem Erbe und kunsthandwerklichem Schaffen haben.
Im Depot verborgen und doch zugänglich
Beide philatelistischen Schätze befinden sich derzeit im Depot und werden aus konservatorischen Gründen nur selten ausgestellt. Papierobjekte sind besonders lichtempfindlich und brauchen daher Schutz vor äusseren Einflüssen. Das Historische Museum Basel verfolgt hier, wie viele Institutionen, einen sehr bewussten Umgang mit der Ausstellung empfindlicher Stücke. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Sammlung den Blicken komplett entzogen bleibt. Die Objekte sind auf der Website des Museums veröffentlicht und digital zugänglich. Ausserdem erlaubt das Museum – bei entsprechender fachlicher Begleitung –, Expertengruppen und Spezialisten die Objekte im Depot zu sichten. Bei einer der letzten Begutachtungen wurden die einzelnen Stücke zudem weitgehend durchgescannt, sodass das Museum mittlerweile auf ein umfangreiches digitales Bildarchiv zugreifen kann, das auch Anfragen von Sammlern oder Forschern beantwortet.
Zwei Typentafeln aus der umfassenden Rayon-II-Sammlung.
Deux planches types de la collection complète des Rayon II.
Verborgene Schätze:
was im Depot schlummert
Auf die Frage, ob das Historische Museum Basel diese Objekte als «verborgene Schätze» betrachtet, verweist Dr. Gudrun Piller, Kuratorin der Historischen Abteilung, darauf, dass das gesamte Depot mit über 250’000 Objekten eine riesige Schatzkammer ist. Viele Sammlungsobjekte sind aus konservatorischen Gründen nicht dauerhaft ausgestellt, doch bilden sie in ihrer Gesamtheit einen «Schatz» der Schweizer Sachkultur und Geschichte, der auf unterschiedliche Weise gepflegt und zugänglich gemacht wird. Das Museum sieht sich nicht nur als Ausstellungsort, sondern ebenso als Archiv der Kulturgeschichte. Ein weiterer Schritt zur Erschliessung dieser Schätze ist die digitale Veröffentlichung der Bestände. Die Basler Taube und die Rayon-II-Sammlung sind bereits online verfügbar, doch das Museum arbeitet kontinuierlich daran, mehr seiner Objekte der digitalen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Damit möchte es seine Samm- lungen langfristig einem breiten Publikum sowie spezialisierten Fachkreisen leichter zugänglich machen – insbesondere denjenigen, die beruflich oder aus Leidenschaft tiefere Einblicke in die Kulturgeschichte der Schweiz suchen.
Type 25 vom Stein A3, rechts oben. Type 25 de la pierre A3, en haut à droite.
Historisches Museum Basel Infos über die Standorte und Öffnungszeiten der drei Häuser des Museums unter www.hmb.ch. Unter der Lupe
Bildnachweis: 1988.37. ©Historisches Museum Basel 1906.2957. ©Historisches Museum Basel, Natascha Jansen
Auszug aus der Rayon-II-Sammlung des Historischen Museums Basel. Extrait de la collection Rayon II du Musée historique de Bâle.
30er-Bogenteil des Steines A2 der linken unteren Gruppe, sogenannter Mirabaud-Bogen. Einziger erhaltener Bogenteil dieser Grösse, da alle 40er-Bogen von der Ablieferung an die Post senkrecht geteilt wurden.
12er-Bogenteil der oberen Gruppe des Steines A1.
A gauche : partie de feuille de 30 de la pierre A2 du groupe inférieur gauche, dite feuille Mirabaud. Seule partie de feuille conservée de cette taille, car toutes les feuilles de 40 ont été divisées verticalement par la livraison à la poste. En bas : partie de feuille de 12 du groupe supérieur de la pierre A1.
Zum Weiterlesen
pour aller plus loin
Rayon II gelb Ernst Müller, 1973
Archivarisch im philatelistischen Fachhandel erhältlich Disponible dans le commerce spécialisé Richtpreis CHF 180