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Stolpersteine in der Digitalisierung


René Kuhlmann CPhH

Eine Konzeptänderung der SBZ war nach der Ära Hans Schwarz, der diese als Chefredaktor jahrelang erfolgreich geleitet hatte, zwingend notwendig.

Durch die neue Chefredaktorin Christina Rölli wurde ein komplett neues Konzept für die Zeitung erarbeitet. In diesem Konzept war – unabhängig von meinen Tätigkeiten in anderen Digitalisierungsbereichen – das Thema digitale SBZ ein Punkt. Etwa zur gleichen Zeit wurde ich vom Consilium (CPhH) angefragt, ob ich an einer Sitzung teilnehmen könne zum Thema Digitalisierung in der Philatelie. Ich wusste noch nichts von Christi­nas kühnen Plänen, war aber schon lange ein Verfechter der Idee, die SBZ zu digitalisieren. In gleicher Weise hatte ich in der Schweizerischen Vereinigung für Postgeschichte (SVPg) die Webseite überarbeitet und dabei der Digitalisierung eine grosse Bedeutung zugesprochen. So werden nun alle Hefte der Postgeschichte seit 1979 digitalisiert. Das bedeutet, dass die Texte aus den Heften so erfasst werden, dass die Mitglieder des Vereins über die Webseite alle Artikel nach ausgewählten Kriterien wie Text- oder Autoren-suche, oder eine Kombination davon, eingeben können, um effizient in Hunderten von Artikeln das Gesuchte innert Sekunden zu finden. So kam es, wie es kommen musste. Die neue SBZ stand in zwei Monaten vor der Tür, und man hatte noch nichts, um sie digital im Internet zeigen zu können. Per Ende August sollte aber die erste Ausgabe aus der Feder von Christina erscheinen. An einer ersten Sitzung im Sekretariat des Verbandes VSPhV in Rothenburg war klar, dass es ein Konzept für die neue Zeitung, aber keines für deren Digitalisierung vorhanden war. Als Gast an dieser Sitzung schlug ich vor, aus meinem Plattform-Projekt Philaworld.ch, wo auch die SVPg angelegt ist, einen Entwurf für die SBZ zu gestalten, sodass wir Ende August die erste Zeitung digital abbilden können. Die Zeit war zu kurz, um lange planen zu können, auch fehlte das technische Fachwissen bei den Sitzungsteilnehmern zu Digitalisierungskonzepten. So wurden meine Vorschläge durchgewunken. Doch wo sollte die SBZ im Internet verfügbar gemacht werden?
Aus der Ära Hans Schwarz gab es mal einen Versuch, Teile der SBZ digital zur Verfügung zu stellen. Wir konnten diese Internetadresse verwenden. Die bereits vorhandenen Webseiten-Module der digitalen SBZ aus Philaworld wurden im Internet zur Verfügung gestellt. Einerseits konnte der Verband so Erfahrungen sammeln. Das Thema war Neuland und brauchte Informationen, um die SBZ-Sammlung digital anbieten zu können. Vor allem aber brauchte man eine einfache, schnelle und finanzierbare Lösung. Wir schafften es, die neue Plattform der digitalen SBZ gleichzeitig mit dem Versand der neuen Zeitung parat zu haben. Seit September bis heute wurden bereits drei Zeitungen herausgegeben und jeder, der ein Abo der Zeitung nach Hause geliefert bekommt, kann sich auf der Webseite registrieren. Seine Daten werden vom Sekretariat des VSPhV geprüft und wenn alles korrekt ist, wird der Zugriff für den Abonnenten freigeschaltet. Dann können Sie Ihre SBZ und alle Artikel dazu im Internet anschauen. Fremdsprachige Artikel können Sie gleich in Ihre Sprache übersetzen lassen. Mittlerweile sind nicht nur die drei Zeitschriften von Christina Rölli online verfügbar, sondern auch noch die letzten zwei Zeitungen aus der Ära Hans Schwarz (diese dienten im Sommer 2023 als Testzeitungen). Die Statistik zeigt, dass bereits 143 Artikel verfügbar sind, welche von 65 Autoren geschrieben wurden. Auch waren wir überrascht, dass die Zeitungen bereits über 70 Mal digital als PDF heruntergeladen wurden. 100 Abonnenten haben sich bis jetzt registriert. Folgenden Schwierigkeiten sind wir bisher begegnet:

Anmeldung und Passwort zurücksetzen endet auf unbekannter Seite
Im ersten Monat hatten wir das Problem, dass sich nicht alle Benutzer registrieren konnten. Bei einigen Benutzern kam die Fehlermeldung «URL nicht gefunden». Ich erfuhr erst davon, als mir mein 81-jähriger Freund Hans Häfeli schrieb: «René, kannst du mal kommen, ich hab da so komische Fehler.» Ich ging hin, löste das Problem und richtete
gleich seinen Account auf Briefmarkenzeitung.ch ein. Da sah ich erstmals den Fehler «URL nicht gefunden». Eine Untersuchung ergab, dass hier zwei verschiedene Internetprotokolle verwendet wurden, und immer, wenn das neuere verwendet wurde, kam diese Fehlermeldung. Ich erkannte, dass auch andere diesen Fehler haben müssten. Nun, da wo der Name briefmarkenzeitung.ch hinterlegt war, leitete das alte Internetprotokoll auf die neue Webseite mit der digitalen SBZ, und das neue Protokoll leitete weiter auf die alte Webseite aus der Zeit von Hans Schwarz. Ein Windows-System verwendete diese Internetprotokolle dynamisch mal so und mal so, und so hat es mal funktioniert und mal nicht. Dass dann auch noch die Person, die dies hätte berichtigen müssen, wegen Krankheit ausgefallen war, machte es nicht einfacher, es dauerte zwei Wochen, bis das Problem dann gelöst werden konnte. 
Internal Server Error 
Wer kennt es nicht: Endlich ist es geschafft, die neue Webseite läuft. Doch kaum wählt man einen Punkt auf der Webseite an, kommt eine Fehlermeldung. Auch auf der Webseite der Briefmarkenzeitung hat es solche Fehler. Es wird eine Weile brauchen, bis alle gefunden und behoben sind. Wir arbeiten daran und sind froh, wenn sie gemeldet werden. Wichtig ist vor allem, dass nach Erfassen einer neuen Zeitschrift jeder Artikel kurz getestet werden muss, ob er auch angezeigt werden kann. Ich darf nochmals daran erinnern: innert zwei Monaten stellten wir das Projekt als Pilotprojekt auf die Beine. Die Ausmerzung solcher unvorhergesehener Fehler braucht Zeit. Und vergessen Sie nicht, wir sind Menschen, die machen Fehler.
«Ich kann mich nicht registrieren!» 
Wenn das Augenlicht schon etwas nachlässt und der Programmierer alles logisch findet, dann haben sich zwei Generationen nicht gefunden. Während längerer Zeit wunderte ich mich bei den Registrierungen von Nutzern immer wieder, warum es Benutzer gibt, die ihre Hausnummer unter «Adresse» im Feld des Strassennamens angeben. Irgendwann war klar warum. Wir hatten einen Benutzer, welcher ein Abonnement der SBZ hat und vom digitalen Angebot profitieren wollte – er wollte zumindest mal wissen, was das ist. Aber die Anmeldung konnte nicht abgeschlossen werden. Es kam immer die Fehlermeldung «alle Felder abfüllen». Erst als ich den Mailverkehr zwischen dem Benutzer und Christina, die den Level 1-Support macht, zugestellt erhielt, verstand ich, dass es bei diesem Benutzer nicht funktionierte, aber ich konnte mir noch nicht erklären warum. Ich meldete mich telefonisch beim Benutzer, und aus dem Gespräch ging hervor, dass da ein Problem mit der Postleitzahl vorlag. Ich bat daher um ein Bild der ausgefüllten Benutzerdaten-felder. Als ich das Bild sah, war klar: der Benutzer sah die Felder PLZ und Nr. nicht. Die waren so diffus dargestellt, dass man annehmen konnte, sie existierten nicht. Erschwerend kam hinzu, dass dieses Feld nicht mal bezeichnet war. Heute steht über diesem Feld PLZ, sodass man sieht, dass dies ein Eingabefeld ist. 
Digitalisierung zurückliegender Ausgaben 
Eine Projektgruppe unter der Leitung von Albrik Wiederkehr (albrikwi@bluewin.ch) beschäftigt sich mit der Digitalisierung der SBZ seit 1888. Wir hoffen, dass sich im Jahr 2024 eine Lösung abzeichnen wird. Knackpunkte sind das Scannen von über 1'200 Ausgaben und die Finanzierung. Die Scans müssen im OCR-Modus geliefert werden (Les- und Kopierbarkeit des Dokuments) sowie als HTM-Dokument gespeichert werden (Suchfunktion über mehrere Ausgaben möglich). Bei den Kosten rechnen wir mit bis zu CHF 200'000. In diesem Zusammenhang werden wir uns an interessierte Leser und Vereine wenden. CR


Unerklärliche Probleme traten auf.
CI (Corporated Identity)
Wer schon mal auf der Startseite war, stellt fest, dass da eine ganz andere Schriftart verwendet wird als auf anderen Journalseiten und als in der gedruckten Ausgabe. Es ist in der Funktion nicht störend, aber passt nicht ins Bild.

Da war doch mal was mit Übersetzen 
Die Webseite der Briefmarkenzeitung ist grundsätzlich viersprachig gehalten. Der Benutzer selber merkt nichts davon, denn jeder Internetbrowser hat seine «Default»-Sprache definiert, und diese hängt meist mit der Sprache des Betriebssystems auf dem Computer zusammen. Die Artikel werden in einer von vier Spra­chen erfasst. Sie wer­den aber alle in der erfassten Sprache angezeigt. Wenn nun ein Deutschsprachiger den Artikel «Stehende Helvetia» von Pierre Guinand lesen will, geht er wie folgt vor:  

  1. Nehme einen der Browser Edge oder Chrome (siehe Icons links), um auf die Webseite
    «Briefmakrenzeitung.ch zu gehen.
  2. Wähle den in Französisch gehaltenen Artikel,
    er wird dann in Französisch angezeigt.
  3. Nun lege die Maus über die französische Schrift des Artikels und drücke die rechte Maustaste.
  4. Wähle da: in Deutsch übersetzen.

Selbstverständlich geht das auch von Deutsch auf Französisch oder Italienisch usw. Sehen Sie sich die entsprechenden Videos an.

Berechtigungen 
Um die SBZ im Internet lesen zu können, benötigt man eine Berechtigung. Diese sind aufgeteilt in drei Kategorien: Gast: gratis Kann nur einzelne Beiträge lesen wie Post­neuheiten, Jugendseiten, Kalendarium usw. 
Abonnent (SBZ-Abonnent) Ist berechtigt, viele fundierte philatelistische Artikel online zu lesen, jedoch nicht alle. Mitglied (Vereins- oder Einzelmitglied) Hat die volle Berechtigung zum Lesen und Durchsuchen aller Beiträge. Zudem ist die Version zum Blättern verfügbar. CR

Digitalisierung der SBZ – was habe ich davon? 
Digitalisierung der SBZ heisst, wir öffnen uns dem Internet und zeigen dort, was die Phila­telie alles zu bieten hat. Eines der Probleme des Verbandes ist, dass es immer weniger Vereinsmitglieder gibt - die Zahl der Briefmarkensammler nimmt jedoch nicht ab! Man ist demnach dazu genötigt, den Sammlern, die nicht über einen Verein organisiert sind, im Internet etwas zu bieten, was sie sonst nicht bekommen. Aber was bedeutet denn eigentlich Digitalisierung? Dies zeige ich hier anhand eines einfachen Beispiels auf. Da gab es doch vor Jahren mal einen Artikel, in welchem die grossen T-Stempel auf Briefen erklärt wurden. Wann war das schon wieder … jedes Jahr kommen neun neue Hefte dazu, das könnte in den letzten zehn, vielleicht aber auch 15 Jahren gewesen sein. Ab in den Keller, und schon komme ich mit einem Stapel der SBZ von 2008 bis 2020 wieder hoch. Na ja – es dauerte eine Stunde, bis ich die Hefte im Keller wieder fand. Erst dann konnte ich sie hochtragen. Die Hefte von 2021 bis 2023 liegen irgendwo zwischen Schlafzimmer, Klo und Büro herum. Geht also noch. Aber jetzt fängt die Arbeit erst an. 15 Jahre, das sind 135 Hefte à 60 Seiten, macht total 8'100 Seiten oder rund 4'000 Artikel. Gähhn … sowas von öde, das dauert ja ewig! Es gibt kaum eine effizientere Art, die Zeit tot zu schlagen, als wenn man so einen Artikel auf gedrucktem Papier in über 100 Heften sucht. Da lob ich mir die digitale Welt der neuen SBZ. Denn da gibt es eine Textsuche, wo ich einfach mal «Taxe» hinschreiben kann und siehe da, alle Artikel, wo Taxe drin steht, werden gelistet – eine Sache von Sekunden. Wow so was von cool, keine Suche nach den archivierten Heften im Keller, kein schweres Tragen von Zeitungen in die Wohnung. Keine Reklamation der Frau: «Was müffelt denn hier? Kannst du das nicht auf der Terrasse machen?!» Wären die Hefte der letzten 15 Jahre schon digitalisiert, wäre die Chance gross, dass der gesuchte Artikel gelistet würde. Wenn ich mich auch noch daran erinnert hätte, welcher Autor das war, wäre diese Suche auch möglich. Es werden dann alle Artikel gelistet, welche vom gesuchten Autor geschrieben wurden. Was der Suchende als effizienter erachtet, bleibt ihm überlassen. Tatsache ist, dass wenn ich zum Beispiel den Autor Jean Paul Bach zusammen mit dem Suchbegriff «BerNaba» im Textfeld eingebe, dann ist die Auswahl an Artikeln viel kleiner. Solche Suchalgorithmen sind effiziente Helfer, und einiges schneller, als 135 Hefte einzeln zu durch­kämmen, um nach fünf Tagen festzustellen, dass ich pro Heft drei Stunden brauche, denn da gibt es so viele coole Artikel, die ich beim Durchschmökern wiederentdecke, dass ich jeden nochmals lesen will. Es gibt also auch Vorteile beim Durchschmökern von 135 Heften, aber Zeit muss man haben. Doch spätestens nach dem zehnten Heft habe ich sicher vergessen, was ich eigentlich suchte.