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Pro Juventute auf Brief


Heinz Hellmüller

Sammelfreude pur 

Pro Juventute ist eine 1912 gegründete Schweizer Stiftung, die sich dafür einsetzt, dass
Kinder, Jugendliche und ihre Familien in ihrem Alltag unterstützt und gefördert werden und in Not rasch Unterstützung finden. Die Organisation ist politisch, ideologisch und konfessionell unabhängig und finanziert sich über Spendengelder und natürlich über den Briefmarken-Zuschlag.

Vorläufer 
1912 wurden 10 Mio. Vorläufer-Marken à 10 Rappen ohne Frankaturwert dem breiten Publikum angeboten, 3,3 Mio. wurden verkauft, der Rest vernichtet. So erhielt die junge Organisation «Pro Juventute» ein Startkapital von 330’000 Franken. Heute ist die Vorläufer-Serie auf Brief, natürlich immer zusammen mit frankaturgültigen Marken, die zweitwertvollste Pro Juventute-Einheit. Die Ausgaben wurden regional den Sprachgebieten angepasst, sodass logischerweise die italienische Version «Un’anno di sole!» die seltenste und wertvollste ist, gefolgt von der französischen Version «Soleil et santé à tous!». Aber auch die deutsche Version «Viel Sonnenschein im neuen Jahr!» verspricht viel Gutes.

Brieflein mit der Serie der Pro Juventute-Vorläufer von 1912. Rating A+.

In den praktischen Ringordnern können die später hinzugekommenen Belege gut eingeordnet werden.

Den Schönheitspreis verdient 
Darf man wohl das Sammeln der Kantonalmarken als Königsdisziplin der Schweizer Briefmarken bezeichnen, geht der Schönheitspreis an die Pro Ju­ventute-Marken. Eine Pro Juventute-Sammlung auf Brief lege ich jedem Schweiz-Sammler ans Herz. Es ist unsere Geschichte, unsere Kultur, unsere Wappen, unsere Persönlichkeiten, unsere Flora und Fauna in der schönst möglichen Form präsentiert. Weil in den ersten vier Jahrzehnten keine Standard-FDC herausgegeben wurden, kann jeder Sammler seine eigene, persönliche Sammlung aufbauen. Dank den praktischen Ringordnern kann man entweder einen Brief pro Jahrgang oder auch mehrere pro Jahr, ergänzt durch die beliebten Pro Juventute-Karten, erstellen. Ich empfehle die Periode von 1912 mit Vorläufern bis zur Höchstauflage 1966. Um dieser Aufgabe Struktur zu verleihen, sei eine Klassifizierung, auch für die Bewertung, erlaubt. Nachfolgend meine persönliche Klassifizierung:
 

Rating

Beschreibung

AAA

Brief ins Ausland mit Ankunftsstempel

AA

Brief Inland, Abgangs- und Ankunftsstempel verschiedener Orte

A+

Ortsbrief gelaufen

A

Brief am Postschalter abgestempelt

H

Historisch wertvoller Brief, zensiert

oder an Persönlichkeit

P

portogerechter Brief mit

Zusatzfrankatur

FDC

First Day Cover (Ersttagsbrief)

SB

Satzbrief

Serie von 1921 auf Karte nach Berlin. Rating AAA.  Satzbrief resp. -karte von 1928 mit schöner Zierschrift. Rating SB.


Persönliches Rating von Heinz Hellmüller

Die Klassifizierung versteht sich für die komplette
Serie des Jahrgangs. Natürlich machen sich auch gemischte Frankaturen gut in der Sammlung, sind
diese doch individueller und oft portogerecht ver­-
wendet, und demzufolge eine absolute Bereicherung.

Satzbrief oder Ersttagsbrief (FDC)
Nun ist es so, dass einige Sammler, dürfen wir sie Puristen nennen, nur Ersttagsbriefe sammeln. Eine komplette FDC-Sammlung bleibt aber nur ganz wenigen vorbehalten. Dies aufgrund der Rarität des FDCs von 1918 mit den Wappen von Uri und Genf – siehe dazu den Artikel von Christina Rölli in der SBZ 11|2023, die Sonntagsbriefe von Rothenburg. Uns Normalsammler kümmert das wenig. Eine typische Pro Juventute-Sammlung setzt sich aus Satzbriefen zu Beginn und FDCs vermehrt gegen das Ende der Sammelzeit zusammen. Generell lässt sich sagen, dass die Briefmarkenkataloge SBK und Zumstein beim Satzpreis etwa gleich liegen, der SBK bei den FDCs deutlich höher liegt als Zumstein. Als Beispiele (SBK| Zumstein) seien wiederum die Jahrgänge 1918 (35’000|15’000), 1920 (4’000|2’200) und 1926 (2’000|1’300) aufgeführt. Was den FDC von 1918 angeht, wurde 2016 ein Preis von 33’700 Franken für das wohI schönste Exemplar dieser Gattung erzielt. 2023 wechselten zwei Briefe mittleren Erscheinungsbildes zu 14’000 Franken die Hand. Ergo haben beide Kataloge ihre Argumente. 
 

Jahrgang

Sujet

FDC

Satzbrief

Faktor

SBK

Zumstein

1912

Vorläufer

12’000

10’000

10’000

1,1

1913

Helvetia

1’300

1’000

25|22

49

1915

Trachten

6’000

5’000

675

8

1917

Trachten

3’800

3’500

500

7

1918

Wappen

35’000

15’000

300

83

1920

Wappen

4’000

2’200

300

10

1921

Wappen

4’000

2’350

250|330

11

1924

Wappen

1’300

800

120

9

1925

Wappen

2’000

1’350

120

14

1929!

von Flüe

1’500

950

100|90

13

1935!

Trachten

1’500

1’000

100|90

13

1927-1947

Wappen|Trachten | Alpenblumen

 

ca. 10

1948-1951

Alpenblumen | Insektenbilder

 

ca. 5

1952-1957

Insektenbilder|Schmetterlinge

 

ca. 2

1961

Blumen

20

20

20

1

1962-1965

ist der gelaufene Satzbrief teurer als der FDC

0.5

1970-2020

Stichproben: 1970, 1980, 1990, 2000, 2010, 2020

1


 

 
rückseitiger Ankunfsstempel Charlottenburg

Liste ausgewählter Jahrgänge mit dem Preisverhältnis zwischen FDC und Satzbrief.

Auflagen
Interessant zu beobachten ist, wie sich die Auflagezahlen entwickelten. Den Auflagerekord mit 21,7 Mio. 50er-Marken hält «Schneewittchen» von 1985. Pro Kopf der Bevölkerung wäre es wohl die 5er-Marke «Hermelin» aus dem Jahr 1966 mit
21 Mio. Ebenso interessant zu wissen ist, dass die Auflage vom Zürcher und Schwyzer Wappen von 1920 mit 1,6 Mio. beim 100-Jahr-Jubiläum der Pro Juventute egalisiert wurde. Nun, liebe Sammlerfreunde, genug der Zahlen, vergnügt euch mit den wunderbaren Pro Juventute-Briefen. Sie sind ein ganz besonderes Kulturgut unseres Landes.


FDC von 1915 auf Postkarte (Ganzsache). Rating A+|FDC.

Eingeschriebener Satzbrief der Trachtenserie von 1916. 1 Rp. überfrankiert. Rating SB|AA.
rückseitiger Ankunfsstempel Bern rückseitiger Ankunftsstempel Lugano

Portogerechter eingeschriebener Satzbrief im Ortsrayon. Rating SB|A+.

Das Sammelfieber ging 1966 bis ins Kloster.

Das «Schneewittchen» hatte die höchste Auflage.
 
Die Auflagen von 1921 und 2012 waren jeweils 1,6 Mio.

Serie von 1929 auf Flugkarte nach Kairo. Rating AAA|HP.

portogerechte Ganzsache mit zwei rückseitigen Ankunftsstempeln Cairo|Bengasi

Karte des Tages der Briefmarke mit Serie von 1947. Rating AA.

Von 1948 bis 1963 gab es spezielle Illustrationen, auf Belegen, die nicht im Abonnement geliefert wurden, teils in drei Sprachen. Für diese werden Liebhaberpreise bezahlt. Rating AA