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500 Jahre Freistaat Drei Bünde


Andreas Kuske

Villa in St. Moritz zu gewinnen!

Liebe Leserinnen und Leser, freuen Sie sich nicht zu früh, diese Gelegenheit haben Sie leider verpasst, da diese Tombola bereits vor über hundert Jahren stattgefunden hat. 

Herr Riet Campell aus Celerina war Ende des 19. Jahrhunderts ein grosser Sammler von Engadiner Brauchtum und Wohnungseinrichtungen. Die Gegenstände hatte er bei Abrissen oder Modernisierungen von alten Häusern für die Nachwelt gerettet. Es entstand die Idee, ein eigenes Haus in alter Engadiner Bauweise zu erstellen, um die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Idee wurde in die Tat umgesetzt und am 15. Juli 1906 konnte das Engadiner Museum in
St. Moritz eröffnet werden (Abb. 1).

Abb. 1: Museum Engiadinais St. Moritz

Trotz erfreulichen Besucherzahlen reichten die Einnahmen nicht, um das investierte Kapital zu verzinsen und Herr Campell sah sich schon 1908 gezwungen, die Sammlung zu verkaufen. Er erhielt Angebote aus dem Ausland. Dagegen regte sich Widerstand und es wurde ein lokales Komitee zur Erhaltung des Engadiner Museums gegründet. Nun mussten die finanziellen Mittel aufgebracht werden. Neben Subventionen vom Kanton Graubünden und der Eidgenossenschaft sollte auch eine Tombola dazu beitragen. Man bat zehn verschiedene Bündner Künstler, eine Ansichtskarte zu gestalten.

Abb. 2: Giovanni Giacometti, «Wintertag im Oberengadin», Künstlerkarte Nr. 8

 
Abb. 3: Giovanni Giacometti, Künstlerkarte Nr. 8, Adressseite

Abb. 4: Augusto Giacometti «Blumenfenster» Künstlerkarte Nr. 2 

 Abb. 5: Tombola zur Erhaltung des Engadiner Museums in St. Moritz - Verlosungsplan Im Besitze des Museums

Abb. 6: Hans Bayer, «das Glück», nackter Knabe, in der rechten Hand Geldbeutel und in der linken Teller mit dem Engadiner Museum. Nr. 10.

Ungewöhnliche Preise lockten

Einer davon war Giovanni Giacometti (1868-1933), der eine Winterlandschaft im Oberengadin malte (Abb. 2). Auf der Adressseite ist die Tombolanummer aufgeführt, in diesem Falle die Nummer 190642 (Abb. 3). Auch der Cousin von Giovanni, Augusto Giacometti(1877-1947), beteiligte sich mit einer schönen Karte an der Aktion (Abb. 4). Es wurden insgesamt 200’000 Exemplare der zehn verschiedenen Karten gedruckt, welche zum Preis von 1 Fr. pro Stück gekauft werden konnten. Wer an der Verlosung teilnehmen wollte, musste die Karte ans Heimatschutzbüro in Chur senden. Der erste Preis war tatsächlich eine Villa in St. Moritz. Weitere Preise waren Wohn-, Schlaf-und Arbeitszimmereinrichtungen, Gemälde schweizerischer Künstler, goldene Uhren, Velos usw. Die Ziehung hat offenbar am 30. September 1911 stattgefunden (Abb. 5). Der glückliche Hauptgewinner konnte im Oktober 1912 in seine Villa einziehen. Dabei handelte es sich ausgerechnet um den Oberstbrigadier Arthur Fonjallaz (1875-1944), einer wegen seiner Nähe zu Benito Mussolini und als Führer der Schweizerischen faschistischen Bewegung höchst umstrittenen Persönlichkeit (vgl. Wikipedia-Eintrag). Es ist anzunehmen, dass der Hauptteil, der an das Heimatschutzbüro in Chur eingesandten Karten nach der Ziehung vernichtet wurden. Die meisten heute noch erhaltenen Exemplare sind postalisch nicht gelaufen und wurden vermutlich von ihren Besitzern aus ästhetischen Gründen behalten, einige nach der unbenützten Tombola an Freunde und Verwandte geschickt. Falls jemand aus der Leserschaft eine an das Heimatbüro in Chur verschickte Karte besitzt, würde es mich sehr freuen, eine Kopie davon zu erhalten. Die ganze Lotterieaktion brachte einen Reinertrag von Fr. 212’000 ein und hat somit einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des Engadiner Museums in St. Moritz beigetragen, welches heute noch existiert und sich über Ihren Besuch freut. Die zehn Künstlerkarten sind dort im Original zu besich­tigen, , auch diese von Hans Bayer, der mit der Darstellung eines nackten Knaben, der in der rechten Hand einen Geldbeutel und in der linken Hand das Engadiner Museum hält, diese Tombola symbolisiert (Abb. 6). Abbildungen | Quellen Sammlung Andreas Kuske Engadiner Museum in St. Moritz R. Tratschin, Das Engadiner Museum in St. Moritz, Bündner Monatsblatt: Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur 1954, Heft 1 Wikipediaeintrag Arthur onjallaz Piz Magazin, Nr. 42 S. 58/59 Persönliche Mitteilungen von Thomas Kammerlander, wissenschaftlicher Mitarbeiter Museum Engiadinais

 

500 Jahre Freistaat Drei Bünde 
Mehr zum Jubiläum, den Veranstaltungen und der Wanderausstellung finden Sie unter www.500.gr.ch